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Griechenland: Tausende Inseln und einige Reeder-Dynastien

Von Anbeginn eine Seefahrernation

15.000 Kilometer Küstenlinie, 7.000 davon mit Sand bedeckt und über 3.000 Inseln – Griechenland besticht durch seine einzigartige geografische Lage im östlichen Mittelmeer. Wenig überraschend gelten die Menschen am Südzipfel Europas bereits seit dem Altertum als geschickte Seefahrer und Händler und haben bereits früh bedeutende Spuren im gesamten Mittelmeerraum hinterlassen. Werfen Sie mit uns einen Blick auf dieses Land, prominente Reedereifamilien und den Hafen Piräus – und erfahren Sie, wieso dieser als chinesischer Brückenkopf in Europa gilt.

Ursprung europäischer Kultur

Die griechische Antike gilt als Ursprung der europäischen Kultur. Vor mehreren tausenden Jahren hat Griechenland durch seine damaligen Errungenschaften die europäische Gesellschaft geprägt. Die attische Demokratie stellt den Anfang unserer politischen Regierungen dar, Philosophie, Kunst und Literatur sind nach wie vor fest in den germanischen, romanischen und skandinavischen Sprachen verankert. Autoren wie Homer, Philosophen wie Aristoteles oder Sokrates verfassten die ersten literarischen Meisterwerke der westlichen Zivilisation. Auch Mathematik, Naturwissenschaft und Architektur hatten im antiken Griechenland einen hohen Stellenwert und viele bedeutende technische Entdeckungen stammen aus dieser Zeit. Selbst der Kran gilt als Erfindung der alten Griechen und hat die Welt des Transports und der Logistik verändert.

Tourismus-Hotspot mit passender Infrastruktur

Mediterranes Klima, kulinarische Spezialitäten und Jahrtausende alte Historie – all das macht Griechenland so anziehend für zahlreiche Touristen. 2024 wurden insgesamt über 40 Millionen Touristen verzeichnet, was Griechenland zu einem der meistbesuchten Länder der Welt macht. Allein 8 Million Besucher fallen auf die griechische Hauptstadt Athen. Die Einnahmen des Tourismus-Sektors berechnen sich auf mehr als 28,5 Milliarden Euro, was etwa 13 Prozent des jährlichen Bruttoinlandproduktes ausmacht – ein Rekordergebnis!

Entsprechend entwickelt ist griechische Infrastruktur. Auf dem Festland gibt es ein gut ausgebautes Straßennetz mit 117.000 km, auch wenn die Straßenqualität zwischen den einzelnen Regionen oftmals sehr unterschiedlich ist. Auf der griechischen Inselwelt sieht es naturgemäß anders aus. Hier liegt das Hauptgewicht auf Bussen, unzähligen Fährverbindungen und vielen touristisch genutzten Flughäfen. Immerhin zählt man 1.308 Handelshäfen und 82 Flughäfen zum Transport von Personen und Waren.

Bahn hat noch Potential nach oben

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nahm die Bahn in Griechenland lange Zeit als Verkehrsmittel eine Nischenrolle ein. Dies hatte zwei Gründe: Zum einen erfordert die gebirgige Topografie des Festlandes beim Bahnbau erhebliche Investitionen. Zum anderen befinden sich bedeutende Zentren des Fremdenverkehrs ohnehin auf Inseln. Mittlerweile werden die wichtigsten Verbindungen saniert und wieder auf Vordermann gebracht bzw. alte Strecken in Meterspur auf Normalspur umgebaut. insbesondere auf der Bahnstrecke Piräus–Thessaloniki kam es nach der Modernisierung zu einem beträchtlichen Anstieg der Beförderungszahlen. Hier gilt die Bahn mittlerweile als das schnellste Landverkehrsmittel.

Dennoch sehen Experten weiterhin großen Verbesserungsbedarf, insbesondere im Güterverkehr. Leistungsfähige Frachtterminals, die Umschlag und multimodalen Transport erleichtern, sind in Griechenland nicht leicht zu finden. Derzeit verfügt das Land nur über zwei zentrale Terminals in den Häfen von Piräus bzw. Thessaloniki In den letzten Jahren erhielt das Projekt „Thriasio“, ein multimodales Güterdepot in Athen, viel Aufmerksamkeit. Das Projekt sollte den Güterverkehr auf der Schiene deutlich verbessern. Ursprünglich war die Fertigstellung für 2021 geplant und sollte zwischen dem Hafen von Piräus und dem internationalen Flughafen Athen liegen. Leider haben zahlreiche Verzögerungen und finanzielle Probleme dazu geführt, dass das Projekt hinter dem Zeitplan zurückfiel und vorübergehend in eine Sackgasse geraten ist. Die Zukunft dieses wichtigen Logistikprojekts bleibt ungewiss.

Auch die vollständige Elektrifizierung der Hauptstrecken des Landes noch nicht abgeschlossen. So bemüht man sich darum, den Bahnabschnitt zwischen dem Ikonio-Terminal in Piräus und dem Grenzübergang Idomeni zu Nordmazedonien zu elektrifizieren. Gleiches gilt für die Strecke zwischen Thessaloniki und dem Grenzübergang Kulata mit Bulgarien. Der Ausbau der Infrastruktur würde erstens den Schienengüterverkehr durch Griechenland erleichtern, die Tonnage der Züge erhöhen  und zudem den CO2-Fußabdruck verringern.

Schifffahrtsnation durch und durch

Die Griechen sind seit jeher als Schifffahrtsnation bekannt und bereits in der Antike handelten sie fleißig entlang der bekannten Seewege. Doch auch als Kolonialisten hinterließen sie im Mittelmeer markante Spuren. Viele bedeutende mediterrane Hafenstädte gelten als  antike, griechische Gründungen. Die Seeschifffahrt ist somit ein untrennbarer Bestandteil der griechischen Identität und tief in den Wurzeln des Volkes verankert. So war es schon früh naheliegend, dass die günstige Lage, sowie das Potenzial, welches sich durch die Seefahrt einem kleinen Land bietet, genutzt wurden. So verwundert es nicht, dass die Griechen ihre Seetüchtigkeit bis in die Gegenwart bewahrt haben.

So richtig begonnen hat die „globale Ära“ des griechischen Schiffhandels aber erst mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Schon 1930 haben einflussreiche Familienunternehmen wie Aristoteles Sokrates Onassis mit Unterstützung des griechischen Staats ihre Reedereien sukzessive ausgebaut aber durch das Kriegsende wurde ihr weiterer Aufstieg deutlich begünstigt.

Liberty-Schiffe lassen Reeder-Dynastien entstehen

Griechische Reeder konnten damals den Vereinigten Staaten mehr als 100 große Liberty-Frachter zu kleinsten Preisen abkaufen. Diese Liberty-Frachter wurden zur Versorgung von Alliierten bzw. zahlreichen Kriegsschauplätzen zu Tausenden produziert und waren weltweit im Einsatz. Doch nach 1945 wurden viele von ihnen zur militärischen Versorgung nicht mehr benötigt. Ihr Verkauf ebnete den Weg für die griechischen Schiffsimperien.

In den letzten 80 Jahren hat sich die griechische Handelsflotte stetig vergrößert und die Schiffsrouten wurden weiter ausgebaut. Griechische Reedereien besitzen bis dato die wichtigste Handelsflotte weltweit und gelten somit als „Big Player“ des maritimen Handels. Rund 21 Prozent der Welthandelsflotte und sogar 53 Prozent der europäischen Handelsflotte liegt im Besitz griechischer Reederei-Dynastien. Das entspricht insgesamt mehr als 5.500 Schiffen und einem kolportierten Wert von mehr als 90 Milliarden Dollar. Große griechische Reeder bzw. Reedereien wie u.a. Onassis, Niarchos,  Livanos, Thenamaris oder Maran Tankers mischten bzw. mischen im Welthandel weiterhin in Spitzenpositionen mit. Wenig überraschend: Die Handelsschifffahrt macht deshalb rund 7 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung ganz Griechenlands aus und sorgt für 150.000 Jobs.

Duell um Spitzensplatz im Mittelmeer

Der Hafen Piräus bei Athen sowie der Hafen von Thessaloniki im Norden sind die beiden wichtigsten Häfen des Landes. Obwohl sich in Thessaloniki der flächenmäßig größte griechische Hafen befindet, gilt Piräus als bedeutsamster Logistik-Knotenpunkt im südosteuropäischen Handelsgebiet. Dieser Titel kommt nicht überraschend, immerhin galt Piräus bereits im Altertum als historischer Hafen Athens. Zugleich markiert das Industriezentrum auch den südlichen Endpunkt der wichtigen Verkehrsverbindungen, welche das Land von Thessaloniki oder Patras aus durchqueren.

Acht Kilometer von Athen entfernt, gilt Piräus heute als einer der Top-Häfen im gesamten Mittelmeerraum. Beim Containerumschlag lieferte sich Piräus ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Hafen von Valencia. Nachdem Piraeus mehrmals den Spitzenplatz belegt hatte, eroberte Valencia 2023 und 2024 den ersten Platz zurück. Piräus verlud 2023 rund 5,1 Millionen TEU und 2024 4,8 Millionen TEU. Dies entspricht einem Rückgang von 5,8 Prozent, der vor allem auf die Angriffe der Huthi-Miliz auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer zurückzuführen ist.

Wer diesen Rückgang beklagt, darf aber eines nicht vergessen: Zehn Jahre zuvor lag der jährliche Umschlag nur bei wenig bedeutenden 433.582 TEU. Trotz der weltwirtschaftlichen Turbulenzen und der Situation im Roten Meer will der Hafen seine Spitzenposition zurückerobern und verfolgt seine Investitions- und Expansionspläne konsequent. Garant für etwaige Terminalvergrößerungen und neue Hafeninfrastruktur könnten die neuen Besitzer aus China sein.

Der Kopf des Drachen in Europa

Grund für das Aufblühen des Hafens von Piräus ist natürlich die chinesische Übernahme. Bereits 2008 ging der griechische Hafen, wenn auch nur für einen Pachtvertrag, an die Hände des chinesischen Schifffahrtsunternehmens COSCO. Acht Jahre nach erstem Vertragsabschluss folgte die Mehrheit an der Hafengesellschaft mit 51 Prozent, weitere 16 Prozent sind bereits fest für das Jahr 2021 geplant. Zu Beginn ein eher verschlafener Hafen, ist er durch die Führung von COSCO innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der europäischen Häfen gerückt.

Dies hat auch zur Folge, dass der Hafen von Piräus mittlerweile als Chinas Pforte nach Europa gehandelt wird. Piräus ist die erste Anlaufstelle für Tanker oder Frachtschiffe, nachdem sie den Suez-Kanal durchquert haben. Von dort erfolgt dann die Verladung der Güter auf andere Transportmittel und die weitere Verteilung nach Osteuropa über den Landweg. Damit dies auch rasch geschehen kann, wurde mittlerweile ein Super-Post-Panamax-Kaikran am Pier 1 installiert und kann in Zukunft Megaschiffe mit einer Kapazität von 20.000 TEU abfertigen.

Großprojekte in der Pipeline

Die Geschäfte mit China galten schon lange als die treibenden Kräfte hinter den überdurchschnittlich guten Umsätzen der griechischen Schifffahrt. Zudem hat sich der Hafen als einer der wichtigsten Knotenpunkte der „neuen Seidenstraße“ etabliert. In diesem Zusammenhang sind auch zahlreiche weitere chinesische Ausbaupläne und Kreditfinanzierungen für Straßen- und Schieneninfrastrukturprojekte am Balkan zu werten. Es ist klar, ein leistungsfähiger Hafen allein reicht nicht, um die Waren auch ins Hinterland zu bringen.

Die Zeit wird zeigen, ob sich große Infrastrukturprojekte nach dem Corona-Einbruch weiter verzögern werden. Ein Paradebeispiel ist der lange aufgeschobene Sea2Sea-Korridor – eine elektrifizierte Eisenbahnverbindung, die die Häfen im Nordosten Griechenlands mit denen am Schwarzen Meer verbindet und bis zur Donau reicht. Dieses Projekt gilt als visionärer Schritt für den kombinierten Güterverkehr; allein der griechische Abschnitt würde voraussichtlich rund 2,5 Milliarden Euro kosten.

Ein weiteres Schlüsselprojekt ist der Ausbau des internationalen Flughafens von Athen mit einer Investition von rund 650 Millionen Euro. Ziel ist es, die Kapazität bis 2028 auf 33 Millionen und bis 2032 auf 40 Millionen Passagiere zu steigern.

Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten, denn: „Pantha Rhei.“ Oder „Alles fließt“ – wie die Philosophen sagen würden.

cargo-partner in Griechenland

Griechenlands hervorragende geostrategische Lage macht es zu einem wichtigen regionalen Knotenpunkt für den Seeverkehr und zu einem idealen Tor nach Südosteuropa. cargo-partner ist seit 2021 im Land aktiv und unterhält zwei Niederlassungen in Thessaloniki und Piräus. Diese ergänzen das bestehende Netzwerk in der SEE-Region, welche Niederlassungen samt Lagermöglichkeiten  in Bulgarien, Serbien und Nordmazedonien umfasst.

Unser erfahrenes Team in Griechenland bietet umfassende Lösungen für den Luft-, See- und Straßentransport. Dank schnellem Zugang zu griechischen Häfen und einem dichten Straßennetz gewährleisten wir eine effiziente Distribution in ganz Europa. Darüber hinaus haben wir unser Angebot kürzlich um einen speziellen "Deidcated Van Service" für zeitkritische Sendungen erweitert.

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