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Ohne Ladekran kein weltweiter Warenfluss

Was hat der Kranich mit dem Kran zu tun?

Kräne sind heutzutage nicht mehr aus der modernen Welt wegzudenken. Ob im Welthandel als Hilfsmittel bei der Beladung, beim Bau von Gebäuden oder großer technischer Konstruktionen – Kräne gehören zu den wichtigsten mechanischen Hilfsmitteln der Menschheitsentwicklung. Doch wer hat den Kran erfunden, was sagt das über die Gesellschaft der Antike aus und warum weinen manche Menschen bei deren Anblick? Erfahren Sie hier faszinierende Details über Kräne und ihr Potential beim Balletttanz und als Wahrzeichen.

Jedes Jahr ist etwa eine Milliarde Touristen weltweit unterwegs – auf der Suche nach Entspannung oder Abwechslung, um sich „zu verlieren“ oder auch, „um sich zu finden“. Die Beweggründe für eine Reise sind vielfältig. In jedem Fall aber bietet sie einem viele Eindrücke und hinreichend Gesprächsstoff. Von ganz besonderen Erlebnissen kann man erzählen, wenn man sich einer bisher eher unüblichen Art des Reisens hingibt und als Passagier auf einem Frachtschiff mitfährt.

Von Griechen entwickelt und nach einem Vogel benannt

Die Hebevorrichtung aus einer senkrechten Säule und einem drehbaren, meist schräg aufwärts gerichteten Ausleger erinnert in ihrem Aussehen an den langen Hals und Schnabel eines stehenden Kranichs. Deshalb benannte man die Konstruktion bereits im antiken Griechenland nach der Vogelart, etymologisch verwandt mit dem altgriechischen „ὁ γέρανος“ („Geranós”, der Kranich). Im Lauf der Zeit wurde aus der ursprünglichen Bezeichnung dann vereinfachend der „Kran“. Bis heute bezeichnet beispielsweise „crane“ im Englischen sowohl die Hebevorrichtung als auch den Vogel.

Wo Arbeitskraft Mangelware ist, gerät Wissen um Technik zum Trumpf

Die Einführung von Hebemaschinen, die mit geschickt angeordneten Seilwinden und Flaschenzügen arbeiteten, wurde im späten 6. Jahrhundert vor Christus im antiken Griechenland entwickelt. Diese Technik  führte zur weitgehenden Ablösung simpler Rampen als Haupthilfsmittel für den vertikalen Transport. Manche Historiker sind durchaus der Meinung, dass die fragmentierte politische Lage in den griechischen Stadtstaaten dazu führte. Die Beschäftigung von kleinen und professionellen Baumannschaften lohnte sich einfach mehr als die an und für sich simplere Rampentechnik, die den Masseneinsatz von versklavten Arbeitern erforderte. Diese waren in den autokratischen Gesellschaften wie dem alten Ägypten oder Mesopotamien üblich, für die kleinen Staaten Griechenlands waren diese Arbeitskraft nicht zu mobilisieren. 

In Griechenland erfunden, von Römern perfektioniert

Eine besonders wichtige Rolle spielten Kräne im Bauwesen der Römer, die nicht umsonst mit ihren zahlreichen Monumentalbauten die Kulturgeschichte der Menschheit prägten. Die Römer übernahmen den Kran von den Griechen und erhöhten dessen Leistungsfähigkeit deutlich, um noch schwerere Lasten heben zu können. Beispielsweise waren sie auch die Ersten, die Kräne mit großen Tretrad-Antrieben ausstatteten. Bei zahlreichen römischen Bauten finden sich in bemerkenswerter Höhe extrem schwere Steinblöcke. So bringen die Architrave (Horizontalbalken) und Eckgesimse des weltberühmten Jupiter-Tempels im libanesischen Baalbek, die sich ca. 19 m über dem Boden befinden, etwas über 100 t auf die Waage. Auch die Trajanssäule in Rom kann mit einem Superlativ aufwarten: die römischen Baumeister konstruierten einen Kran, der den 53,3 t schweren Kapitelblock auf eine Höhe von 34 Metern gehievt hat.

Egal ob in Werften, auf Bohrinseln oder am Hafenkai: Kräne nehmen einen wichtigen Part ein

Wer hebt Container wenn man ganze Schiffe heben kann?

Seit seinen Anfängen ist der Kran laufend weiterentwickelt worden. Nicht nur die Seilzugkonstruktionen wurden immer komplexer und leistungsfähiger, auch die Dimensionen der Ausleger und die Höhe der Kräne erreichte neue Rekordmaße. Der aktuelle Rekordhalter in puncto Leistung heißt „Taisun“ und steht in der Yaitan Raffles Werft in Chinas Shandong Provinz. Mit einer Höhe von 133 Metern und einer Spannweite von 120 Metern ermöglicht der Kran außerordentliche Leistungen bei der modularen Konstruktion von Bohrinseln und riesigen Spezialschiffen. Das schwerste bisher gehobene Gewicht liegt seit April 2008 bei unglaublichen 20.133 Tonnen. Dieses Gewicht entspricht grob gerechnet etwa 10.000 Mittelklasse-Limousinen. Selbstverständlich wurden damals nicht so viele Fahrzeuge in die Höhe gezogen. Stattdessen wurde - nicht minder imposant - ein komplett mit Wasser gefüllter Schleppkahn problemlos aus dem Hafenbecken gehoben. 

Ohne Ladekran kein Warenfluss

Egal ob in Werften, auf Bohrinseln oder am Hafenkai: Kräne werden auch weiterhin einen wichtigen Part im Alltag einnehmen und laufend neue Höchstleistungen vollbringen. Dabei geht es mittlerweile auch nicht mehr nur um das maximale Hubgewicht. Das Tempo beim Be- und Entladen ist wichtig, unabhängig davon, ob es sich nun um ein Containerschiff oder einen Trockenhafen entlang der „Neuen Seidenstraße“ handelt, denn Zeit ist bekanntlich Geld. So verwundert es nicht, wenn Kranführer hochspezialisierte Experten sind, die zusätzlich von hilfreicher Elektronik profitieren. Moderne Portalkräne haben zur Aufnahme der Container leistungsfähiges Greifgeschirr, den so genannten „Spreader“. Manche können beispielsweise mit einem Hub zwei 40-Fuß- oder vier 20-Fuß-Container aufnehmen und Experten sehen hierbei noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch bei der Reichweite der Ausleger kann man nur staunen: Die Super-Post-Panamax Kräne in Rotterdam überragen die Kaikante um 50 m - das entspricht dem Äquivalent von 22 Containerreihen.

Kräne sind auch Landmarks und „Balletttänzer“

Doch Kräne sind nicht bloß profane Nutzbauten, sondern werden immer wieder zu identitätsstiftenden Wahrzeichen. Ob es sich um den ehemaligen Domkran in Köln oder die liebevoll „Samson“ und „Goliath“ gennannten Werftkräne in Belfast handelt. Kräne wachsen den Einwohnern ans Herz und avancieren gar zu  Hauptsehenswürdigkeiten wie zum Beispiel das  mittelalterliche „Żuraw“-Krantor im polnischen Danzig (Übrigens, wundert es Sie, dass Żuraw auf Polnisch Kranich bedeutet?). Auch der „Kockumskranen“, ein 138 Meter hoher Portalkran  im schwedischen Malmö, war seinerzeit nicht nur einer der größten Kräne der Welt, sondern auch ein Wahrzeichen der Stadt. Aufgrund fehlender Auslastung wurde er für einen symbolischen US-Dollar  nach Südkorea verkauft. Da viele Einwohner beim Abtransport weinten, wurde der Kran am neuen Standort auf den Namen „Tränen von Malmö“ getauft.

Wenn Kräne neben Lasten auch Menschen dermaßen bewegen können, ist es nicht mehr weit zum künstlerisch inszenierten Kranballett, dem insgesamt 14.000 Menschen beiwohnen. 2014 führten 30 Kräne auf einer 21 Hektar großen Baustelle für ein neues Stadtgebiet im Nordosten Wiens ein choreografiertes Ballett zur 15-minütigen Symphonie „Kranensee“ auf. Wann machen eigentlich Sie Ihren Kranführerschein?

Das Zeitraffervideo zum "Kranensee"-Ballett