Kontakt Flappe öffnen
Diese Gefahr ist ganz und gar nicht „romantisch“

Piraten – latente Gefahr auf hoher See

Beim Begriff Piraterie schweifen die Gedanken meist zu legendären Piratengeschichten und spannenden Filmen, die auf tropischen Inseln und auf hoher See spielen. Doch wer glaubt, die furchtverbreitenden Seeräuber sind ausgestorben, der irrt. Noch heute stellen Piraten eine nicht unbedeutende Gefahr in der Seefahrt und für internationale Warentransporte dar.

Was versteht man heute unter Piraterie?

Immer wieder kommt es zu Piraterie oder auch Seeräuberei auf Transportschiffen. Dabei handelt es sich um Verbrechen, die auf hoher See oder in Gebieten ohne eine Staatsgewalt verübt werden. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in fehlenden wirtschaftlichen oder finanziellen Perspektiven, einer schwachen politischen Führung gewisser Länder oder in Umweltbelastungen und damit einhergehenden Folgeschäden. Beispielsweise eskalierte die Lage vor Somalia nicht gleich nach dem Zerfall der nationalen Küstenwache im Zuge des Bürgerkriegs, sondern erst, als den lokalen Fischern ihre Lebensgrundlage genommen wurde. Der Grund: Internationale Fischereiflotten hatten die Fischgründe vor der Küste förmlich leergefischt.

Zu den beliebtesten Zielen moderner Seeräuber gehören Handelsschiffe und Massengutschiffe. Doch nicht nur die transportierten Waren sind das Ziel der Kriminellen. In wiederholten Fällen geht es auch oft um die Erpressung von Lösegeld, um Schiff und Mannschaft wieder freizugeben.

Brennpunkt am Horn von Afrika

Bedrohungen durch Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle auf Transportschiffe machten sich in modernen Zeiten bereits seit Anfang der 1980er Jahre verstärkt bemerkbar. Bis zu den frühen 2000er Jahren galten besonders das Südchinesische Meer sowie die Straße von Malakka und Singapur als Brennpunkte. Doch seit 2005 kam es vermehrt vor der Küste Somalias und am Horn von Afrika im Golf von Aden zu Seeraubüberfällen. Einige spektakuläre Vorfälle sorgten damals für weltweites Aufsehen. Aufgrund seiner Lage am Schnittpunkt von regionalen und internationalen Wasserstraßen stellt das Horn von Afrika ein besonders „beliebtes“ Ziel für Raubangriffe dar. Nach dem Einsatz einer multinationalen Einsatzgruppe mit zahlreichen Militärschiffen gingen ab 2011 die Piratenübergriffe zurück. Doch immer wieder kommt es zu vereinzelten Angriffe und es zeigt sich, dass die Piraterie vor Somalia leider nicht vollends überwunden ist.

Nadelöhr Suezkanal

Mit dem Bürgerkrieg im Jemen kam es in unmittelbarer Naschbarschaft erneut zu einer folgenreiche Destabilisierung an einer der wichtigsten Seerouten der Welt – direkt an der Zufahrt zum Suezkanal. Die Angriffe auf die kommerzielle Schiffahrt im Roten Meer haben seit dem Beginn des Konflikts zwischen Israel und der Hamas gegen Ende des Jahres 2023 zugenommen. Im Zuge dieses Konflikts haben die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen im Roten Meer und im Golf von Aden wiederholt Handelsschiffe angegriffen – darunter auch Kaperangriffe, als einige Schiffe per Helikopter geentert wurden. Die kommerzielle Schiffahrt ist auf dieser Route ist de-facto zum Erliegen gekommen und die Reedereien haben mittlerweile offiziell "Force Majeure" verkündet, ihre Fahrten durch die Bab el Mandeb-Straße gestoppt und Schiffe vom Suezkanal um das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet.

Diese Entscheidung hat zu einer Verlängerung der Transitzeit von Asien nach Europa um mindestens 10 Tage und von Europa nach Asien um etwa 15 bis 20 Tage geführt. Diese Störungen haben aufgrund höheren Raten und zusätzlichen Aufschlägen zu Mehrkosten geführt.

Seeräuberei vor Afrika

Vor fünf Jahren wiederum galt der Golf von Guinea, vor allem in den Gewässern vor Nigeria und dem Nigerdelta, als Piraterie-Brennpunkt. Allein im Jahr 2019 stieg die Anzahl von Piratenangriffen auf Handelsschiffe im Golf von Guinea auf 64. Vor allem die Aggressivität der Piraten schockiert, ist es doch mehrmals zu Todesfällen gekommen. Dies machte die Region für einige Zeit zur gefährlichsten aller Seegebiete. Auch hier hatten sich Fälle von Entführungen und Geiselnahmen der Besatzung gehäuft, wenn die Kriminellen, bis an die Zähne bewaffnet, mit ihren wendigen Schnellbooten zuschlugen.

In der Zwischenzeit wurden in dieser Region effektive Bekämpfungs- und Sicherheitsmaßnahmen, ähnlich der internationalen Einsatztruppe vor Somalia, etabliert. Aber auch gezielte Handlungen durch Reedereien, wie beispielsweise der Einsatz von bewaffneten Sicherheitsteams, erwies sich als hilfreich. Aus Erfahrung weiß man: Wehrt sich ein Schiff, sehen die Piraten zumeist von einer riskanten Enterung ab. Mittlerweile gilt der Golf von Guinea zwar weiterhin als gefährliches Pflaster, doch mit 22 Angriffen im Jahr 2023 gilt die Lage derzeit als etwas weniger angespannt.

Internationale Richtlinien zur Bekämpfung der Piraterie

2023 verzeichnete mit 120 Attacken eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr und zeigte, dass von Piraterie weiterhin eine signifikante Gefahr ausgeht. Über die vergangenen 15 Jahre betrachtet, hat sich die Zahl der Vorfälle jedoch stark reduziert. 
2010 gab es mit 445 registrierten Überfällen bisher die meisten Seefahrt-Delikte innerhalb eines Jahres. Man sah sich gezwungen, der stetig stärker werdenden Bedrohung am Horn von Afrika Herr zu werden. Neben dem Einsatz internationaler Marinestreitkräfte setzte sich die International Maritime Organisation (IMO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, für die Schiffsicherheit und die Sicherheit der Seefahrt ein. Gemeinsam mit dem Maritime Safety Commitee (MSC) entwickelte man eine Vielzahl an Empfehlungen und Richtlinien für die Bewältigung und Verringerung von Bedrohungen des Seeverkehrs. Mit dem seit Juli 2004 geltenden Internationalen Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen (ISPS-Code) versucht die Organisation, insbesondere Gefahren für die Handelsschiffe, aber auf für Redereien zu minimieren. Das Ziel dabei ist es, die höchstmöglichen Standards für die Gefahrenabwehr zu gewährleisten.

Mehr Schutz durch neue Sicherheitsmaßnahmen

Zudem muss laut ISPS-Code auf internationalem Gewässer, sowohl auf Handels- als auch Fahrgastschiffen, mindestens ein bewaffneter Beauftragter für die Gefahrenabwehr eingesetzt werden. Dieser überprüft regelmäßig alle Sicherheitsvorkehrungen, schult die Besatzung und meldet potenzielle Gefahren. Wie eingangs erwähnt, ist der Einsatz von Sicherheitskräften an Bord ein weiteres Mittel, welches sich in den letzten Jahren als äußerst wirksam erwiesen hat. Denn diese können im Falle eines Angriffes direkt handeln und bieten somit sofortigen Schutz. Oftmals setzen Seeräuber ihr Vorhaben gar nicht erst durch, sobald das Wachpersonal an Bord sich durch drohende Warnschüsse bemerkbar macht.

Deutlich höhere Kosten als Folge der Piraterie

Eine umfassende Analyse der gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen, welche durch Seeräuberei verursacht werden, steht bisher noch aus. Allerdings lässt sich in Hinblick auf die vergangenen Jahre immer deutlicher beobachten, dass Piraterie hohe wirtschaftliche Kosten für den maritimen Handel verursacht. Gerade durch die erhöhten Sicherheitsstandards, den Einsatz von Sicherheitskräften und die Intensivierung von Anti-Piraten-Einsätzen sind die Kosten in Summe erheblich gestiegen. Allein in Ostafrika wurden durch Piraterie Kosten in Höhe von ca. 1,4 Milliarden US-Dollar verursacht. Aber auch der Wert der gestohlenen Waren und Güter sowie der Preis für den erhöhten Versicherungsschutz verursachen ungeplante Kosten.

Piraten sind folglich keinesfalls nur ein Mythos, sondern stellen nach wie vor ein großes, mitunter auch tödliches Ärgernis für den Transport auf See dar. Dank internationaler Zusammenarbeit und einer Vielzahl an Schutzmaßnahmen sollte Piraterie auch in Zukunft dorthin gelangen, wo es eigentlich hingehört: in Geschichtsbücher über längst vergangene Zeiten.

Transportversicherung hilft im Unglücksfall

Sichern Sie sich gegen Transportrisiken ab und schützen Sie Ihre Ware mittels Transportversicherung. Diese deckt nicht nur Schaden/Verlust an der Ware (gemäß der Versicherungsbedingungen), sondern greift auch im Falle einer „Havarie Grosse“*.
cargo-partner bietet Ihnen die Möglichkeit, den Warenwert bis zu 130%, sowie auch weitere Kosten (wie z.B. Frachtkosten) mittels Transportversicherung einzudecken. Für nähere Auskünfte stehen Ihnen unsere Seefracht-Teams gerne zur Verfügung.

*Sobald ein Schiff z.B. durch Seenot, Brand oder Blitzschlag gemeinsam mit der Ware in Gefahr ist, und durch Maßnahmen eine gemeinsame Rettung gelingt, werden die Kosten zur Rettung des Schiffs und der Ladung anteilsmäßig gemäß Warenwert auf die Besitzer der Ware und dem Schiffseigentümer aufgeteilt. Selbst dann, wenn Ihre Waren unbeschädigt ankommen.