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Im Gespräch mit Stavros Evangelakakis, Head of Global Healthcare bei Cargolux

„Die wirklichen Herausforderungen liegen in der Logistik rund um den Flug“

Cargolux mit Sitz in Luxemburg ist Europas führende Frachtfluggesellschaft und betreibt eine moderne und effiziente Flotte von insgesamt dreißig Boeing 747F. Mit über 2.250 Mitarbeitern auf der ganzen Welt hat das Unternehmen mehr als 85 Standorte in über 50 Ländern und bedient ein weltweites Netzwerk an Destinationen. Wir haben uns mit Stavros Evangelakakis, Head of Global Healthcare bei Cargolux, über die jüngsten Entwicklungen in der Luftfracht, die Schwierigkeiten zu Beginn der COVID-19-Pandemie und die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der Kühlkette während pharmazeutischer Transporte unterhalten.

„Cargolux hat im Jahr 2020 einen zweistelligen Anstieg bei den Arzneimitteltransporten verzeichnet.”

Stavros Evengelakakis fasst das Pharmageschäft im Jahr 2020 zusammen.

„Als internationale Flüge knapp wurden, stellte unsere Fluggesellschaft eine ‚Luftbrücke‘ zwischen Europa, Asien und Amerika sicher.”

Cargolux' Head of Global Healthcare erinnert sich an die ersten Lockdowns in Europa.

Interviewer: Der Einbruch der Passagierzahlen aufgrund des Coronavirus führte zu einer massiven Reduzierung des globalen Flugverkehrs. Gleichzeitig wurde bzw. wird auch weiterhin händeringend nach verfügbaren Transportkapazitäten gesucht. Wie haben Sie diesen beispiellosen Umbruch aus Ihrer Sicht erlebt, quasi „ersten Reihe, fußfrei“?

Stavros Evangelakakis: Als die von den Regierungen empfohlenen Lockdowns und Reisebeschränkungen eingeführt wurden, blieben auch viele Passagierflugzeuge (PAX) auf dem Boden, was zu einem Wegfall der Transportkapazitäten unterhalb der Sitzreihen führte. Frachtfluggesellschaften wie Cargolux waren daraufhin gefordert, das Vakuum auf dem Markt zu füllen. Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir unseren operativen Betrieb verbessert und unser Netzwerk das ganze Jahr über optimiert, um uns den Veränderungen im globalen Warenfluss besser anzupassen.

Mit den ersten Lockdowns stoppten bzw. reduzierten viele Personenfluggesellschaften ihre Flugpläne erheblich, und „Belly“-Kapazitäten verschwanden vom Luftfrachtmarkt. Zu diesem Zeitpunkt war es also durchaus vorteilhaft eine reine Frachtfluggesellschaft zu sein. Wie haben Sie es geschafft, mit der schieren Menge neuer Anfragen umzugehen? Wie wurde auf den plötzlichen Anstieg dringend benötigter Sendungen reagiert?

Als internationale Flüge knapp wurden, stellte unsere Fluggesellschaft eine „Luftbrücke“ zwischen Europa, Asien und Amerika sicher. Unsere Teams arbeiteten unermüdlich daran, den Warenfluss trotz der fordernden Umstände aufrechtzuerhalten, und wir haben unser Know-how und unsere Flexibilität genutzt, um den planmäßigen Transport aller Waren sicherzustellen. Wir organisierten zahlreiche Charterflüge zu Zielen außerhalb unserer eigentlichen Netzwerke, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung für die Pandemie gerüstet ist. Unsere Mitarbeiter zeigten eine immense Flexibilität und diese tolle Leistung ermöglichte es uns, auf die gestiegene Nachfrage zu reagieren. Unser Netzwerk wurde adaptiert und die Kapazitäten angepasst, damit die Lieferketten so effizient wie möglich weiterlaufen.

Hatte Cargolux einen Notfallplan für ein Pandemieszenario dieser Größenordnung?

Cargolux richtete sehr schnell eine Arbeitsgruppe ein, welche den Fortgang des Geschäftes sicherstellen sollte. Die weltweiten Entwicklungen wurden genau analysiert und zudem geeignete Maßnahmen entwickelt, um die Sicherheit der Mitarbeiter sicherzustellen. All dies wurde darauf ausgerichtet, dass der Betrieb trotz sich laufend verändernder Einschränkungen fortgesetzt werden kann.

In einfachen Worten: Was ist beim Transport von Arzneimitteln am Wichtigsten, insbesondere bei den verschiedenen Coronavirus-Impfstoffen, die weltweit bereits zur Verwendung zugelassen sind? Sind Sie beim Transport der Impfstoffe auf unerwartete Herausforderungen gestoßen?

Der Schlüssel für einen nahtlosen Transport besteht darin, angemessene Transportlösungen anzubieten, die auf die Anforderungen jeder Sendung zugeschnitten sind. Die Bedürfnisse unserer Kunden haben für uns oberste Priorität und wir müssen dabei Hand in Hand arbeiten, um den optimalen Service für alle Sendungen zu finden.
Übrigens, die ersten Vorhersagen über Millionen von Impfstoffen, die einen Lufttransport rund um den Globus erfordern würden, haben sich bislang nicht bewahrheitet. In der Tat sind die Impfstoffproduktionsstätten nicht in der Lage, sofort auf die weltweite Nachfrage zu reagieren. Auch aufgrund der Lage dieser Produktionsstandorte werden viele Transporte per LKW durchgeführt.
Cargolux verfügt über ausgewiesenes Know-how im Umgang mit und im Transport von pharmazeutischen Produkten wie Impfstoffen. Fakt ist: Der Transport des COVID-19-Impfstoffs selbst ist für uns ein reguläres Geschäft. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Logistik rund um den Flug, beispielsweise einer angemessenen, zuverlässigen Lagerung bei richtiger Temperatur.

Wir bieten Ihnen umfangreiche Luftfracht-Services

cargo-partner hat 1983 als Luftfrachtspezialist am Wiener Flughafen begonnen. Seit den Anfangszeiten ist das Unternehmen nicht nur markant gewachsen sondern auch viele langjährige Partnerschaften entstanden, die maßgeblich zum Erfolg des internationalen Logistikunternehmens beigetragen haben. Auch mit Cargolux verbindet cargo-partner eine enge und vor allem verlässliche Partnerschaft,  sodass unsere Kunden von einem nahtlosen Netzwerk mit höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards profitieren.

MEHR INFORMATIONEN

„Der Transport des COVID-19-Impfstoffs selbst ist für uns ein normaler Vorgang. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Logistik rund um den Flug, beispielsweise einer Lagerung bei richtiger Temperatur.“

Über die Herausforderungen bei Pharma-Transporten.

„... wir haben unser Netzwerk das ganze Jahr über optimiert, um uns den Veränderungen im globalen Warenflusses besser anzupassen.“

Stavros Evangelakakis erinnert sich an Cargolux' Reaktion auf die Pandemie.

Wie haben Sie Ihre Flugpläne in diesen herausfordernden Zeiten verwaltet? Gab es schwierige Entscheidungen zu treffen, wie beispielsweise die Wahl zwischen einem wichtigen Pharmatransport oder einer dringend benötigten Lieferung von Autoteilen, um Produktionsausfälle in einer Fabrik zu vermeiden?

Die Luftfrachtindustrie verzeichnete zuletzt eine durchgehend hohe Nachfrage, während die auferlegten Reisebeschränkungen erhebliche Herausforderungen mit sich brachten. Trotzdem bemühten wir uns, die jeweils beste Lösung im Sinne des Kunden zu finden, um weiterhin lebenswichtige Güter dorthin zu liefern, wo sie benötigt wurden.

Auf dem Höhepunkt der zahlreichen Sperren gaben einige PAX-Fluggesellschaften bekannt, dass sie bestimmte Strecken als „Frachtflüge“ wieder in ihren Fahrplan aufnehmen warden – mit ziemlich unorthodoxen Lösungen wie dem Entfernen von Sitzreihen aus den Passagierkabinen. Haben Sie diese Art von Flügen jemals als Konkurrenz gesehen?

Flugzeuge, die als „Prachter“ fliegen, haben dazu beigetragen, einen gewissen Teil der Lieferkette aufrechtzuerhalten, wenngleich die Branche ganz klar auf reine Luftfrachtunternehmen angewiesen war. Gegen Ende März bzw. April 2020 waren wir ja eine der wenigen Fluggesellschaften in Europa, die noch flog und auf diese Weise eine wichtige Luftbrücke zwischen Europa und anderen Teilen dieser Welt einrichtete.

Cargolux und cargo-partner verbindet eine enge und lange Partnerschaft. Wie sehen Sie die Kooperation beider Unternehmen – und wie unterscheidet sich die Zusammenarbeit mit einem mittelgroßen Logistikanbieter wie uns und den sogenannten „Big Playern“ der Branche?

Es gibt keine kleinen oder großen Kunden, sondern Kunden mit individuellen Transportanforderungen, denen wir gerecht werden möchten. cargo-partner hat sich im Laufe der Jahre in unserem Netzwerk stetig weiterentwickelt. Wir freuen uns über diese Entwicklung und freuen uns darauf, diese Partnerschaft auch weiter ausbauen zu können.

Im Bereich des Passagiertransports hat sich die Luftfrachtbranche in den letzten zehn Jahren gewandelt: Flugstatus-Updates in Echtzeit, moderne Online-Buchungssysteme, Self-Check-In und die Abschaffung von Papiertickets und der damit verbundenen Prozesse.Andererseits soll die Luftfrachtindustrie bei der Digitalisierung hinterherhinken. Hat die Pandemie diese Entwicklung beschleunigt?

Die Luftfrachtindustrie ist bekanntermaßen vorsichtig, wenn es um Innovation und technologische Neuentwicklungen geht. In den letzten Jahren hat sich diese Tendenz etwas geändert und die Pandemie hat die Bedeutung digitaler Prozesse noch zusätzlich hervorgehoben. Cargolux hat diesbezüglich stark in digitale Tools investiert, um an der Spitze der Branche zu bleiben. Unser Unternehmen legt großen Wert auf die Rationalisierung von Prozessen und die Sicherstellung eines schlanken und agilen Geschäftsmodells.

Wir danken Ihnen für das Interview!