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Ein Interview mit Chris Nielen, Vice President Sales bei Cargolux

„2018 war für Cargolux ein Rekordjahr“

Cargolux mit Sitz in Luxemburg ist Europas führende Frachtfluggesellschaft mit einer modernen und effizienten Flotte von insgesamt dreißig Boeing 747F. Mit 2.000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt betreibt das Unternehmen mehr als 85 Standorte in über 50 Ländern und bedient ein weltweites Netzwerk an Destinationen. Wir haben uns mit Chris Nielen, Vice President Sales bei Cargolux, unterhalten.

„Wir haben aufgrund dieser Konflikte eine Verlagerung bestimmter Produktionsprozesse beobachtet, wenngleich dieser Arbeitsschritt weiterhin in Asien verbleibt. In den letzten zwei Jahren hat Cargolux sein Businessmodell diversifiziert. Neben festgelegten Verbindungen bieten wir nun auch vermehrt ACMI- und Charter-Services.”

Chris Nielen über sich anbahnende Handelskonflikte und den Risikoverteilungsansatz von Cargolux.

Interviewer: Nach Jahren wechselhafter Finanzkennzahlen haben Umsatz und Gewinn zuletzt steil bergauf gezeigt. Besonders das starke Geschäft in Asien präsentierte sich als positiv. Können Sie bereits ein Fazit für 2018 ziehen und welche Pläne hat sich Cargolux für 2019 gesetzt?

Chris Nielen: 2018 war für Cargolux ein Rekordjahr. Wir haben eine starke erste Jahreshälfte verzeichnet, die den Markttrend seit Ende 2016 prolongiert hat. In der zweiten Hälfte des Jahres 2018 zeichnete sich bereits ein Abflauen der Nachfrage aufgrund der aktuellen Lage und aufkommender Handelskonflikte ab. Für die Hauptsaison waren die Anzeichen noch positiv und die Ergebnisse zufriedenstellend, aber bei weitem nicht vergleichbar mit den beiden vorangegangenen Perioden. Ökonomen haben für 2019 ein Abkühlen der globalen Wirtschaft vorhergesagt, deshalb müssen wir umsichtig und flexibel auf allfällige Marktentwicklungen reagieren.

Cargolux wird auch weiterhin in Technik und digitale Innovation investieren und mehrere ausgewählte Projekte zur Verbesserung und Modernisierung der Systeme und Abläufe durchführen. Zusätzlich wird unsere Flotte 2019 um zwei Boeing 747-400 ERF erweitert. Diese zwei zusätzlichen Flugzeuge ermöglichen es uns, bei wechselhaften Marktbedingungen die nötige Flexibilität bei der Kapazität sicherzustellen. Unsere Flotte wächst somit auf insgesamt 30 Boeing 747F an.

Seit 2014 die chinesische HNCA mit 35% eingestiegen ist, wurde auch die sogenannte „Air Silk Road“ zwischen Zhengzhou und Luxemburg sehr stark erweitert und zunehmend wichtiger. Auch ein Joint Venture (Henan Cargo Airlines) wurde gemeinsam gegründet. Welche Aufgabe übernimmt dieses Joint Venture und gibt es weitere Entwicklungspläne in puncto „Air Silk Road“?

Seit Beginn ihrer Partnerschaft haben Cargolux und die chinesischen Aktieninhaber eine vertrauensvolle Partnerschaft zum beiderseitigen Nutzen, die auf die Stärken des jeweils anderen setzt. Beide Partner haben sich dazu entschlossen eine „Dual Hub“-Strategie mit Luxemburg und Zhengzhou zu führen, welche sich passend in das Rahmenkonzept der globalen „Air Silk Road“ einfügt. Die Route zwischen Luxemburg und Zhengzhou selbst wurde bereits im Juni 2014 offiziell eröffnet. Anfangs nur von einem wöchentlichen Flug bedient, stieg die Anzahl der Verbindungen bis Ende 2014 auf sechs Flüge pro Woche und zählt mittlerweile 16 Verbindungen in der Woche.

Die „Air Silk Road“ beginnt in Zhengzhou, einem von insgesamt acht bedeutenden Lufttransporthubs in China. Mit einem Luftfrachtumschlag von einer halben Million Tonnen ist Zhengzhou Airport hierbei der führende Flughafen in Zentralchina. Luxemburg wiederum, am anderen Ende der „Luft-Seidenstraße“, liegt direkt im Herzen Europas und grenzt an Deutschland, Frankreich und Belgien. Durch die zentrale und verkehrstechnisch günstige Lage verfügt das Großherzogtum über eine vorteilhafte Ausgangssituation in Europa.

Die Gründung eines Joint Ventures namens „Henan Cargo Airlines” war Teil des Gesellschaftervertrags zwischen dem Aktionär HNCA und Cargolux. Das Ziel dieses Vorhabens ist die Schaffung eines breiteren Angebots von Frachtflügen in der „Asia Pacific“-Region, um Cargolux‘ vorhandenes Angebot zu ergänzen. Durch Verbindung von HNCAs lokaler Expertise mit Cargolux‘ Erfahrung in der Luftfracht soll dieses Joint Venture maßgeschneiderte Angebote für die lokalen Kunden bereitstellen. Die Details dieser Zusammenarbeit wurden noch nicht finalisiert, aber beide Partner sind überzeugt, dass diese Pläne eine sinnvolle Erweiterung der bisherigen Services sein werden.

2017 entfielen fast 40% des Umsatzes auf die Region Asien/Pazifik. Vor dem Hintergrund aktueller Handelskonflikte – haben Sie Befürchtungen, unerwartet zu einem Spielball kontroverser politischer Interessen zu werden?

Wir haben in der Tat eine starke Präsenz in der Region, mit Routen von und nach Europa beziehungsweise Verbindungen quer über den Pazifik. Die derzeitigen Entwicklungen liegen klarerweise nicht im Interesse des freien Welthandels und könnten langfristig darauf Einfluss haben. Wir haben aufgrund dessen bereits eine Verlagerung bestimmter Produktionsprozesse von einem in ein anderes Land verzeichnet, wenngleich dieser Arbeitsschritt weiterhin in Asien verbleibt.

Unabhängig davon hat Cargolux in den letzten zwei Jahren sein Businessmodell diversifiziert. Neben festgelegten Verbindungen bieten wir nun auch vermehrt ACMI (“Aircraft, Crew, Maintenance and Insurance”) und Charter-Services. Das geschäftliche Risiko wird gestreut, indem wir uns breiter aufstellen..

China pusht derzeit seine Bestrebungen im Rahmen der „neuen Seidenstraße“: Der Ausbau des Schienenkorridors durch Zentralasien und Russland beeindruckt bereits durch hohe Wachstumsraten mit seinem Kompromiss zwischen Transportdauer und -kosten. Könnte der Schienenverkehr in manchen Bereichen zu einer Neuverteilung der globalen Warenströme führen?

Die Expansion des Korridors wird nur teilweise zu einer modalen Verlagerung führen, wobei die Verlagerung die Seefrachtrouten eher betrifft. Fracht, welche per Luftfracht transportiert wird, ist üblicherweise von höherem Warenwert, deshalb würde man beispielsweise ein T-Shirt selbstverständlich nicht per Flugzeug transportieren. Darüber hinaus findet Luftfracht, im Unterschied zum Transport per Schiene, in einem hochgradig abgesicherten Bereich statt.

Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Luftfracht ist E-Commerce. Heutzutage erwartet man, dass bestellte Waren bestenfalls am nächsten oder gar am gleichen Tag geliefert werden. Vor diesem Hintergrund ist die Luftfracht im Rahmen der raschen logistischen Prozesse im Onlinehandel von elementarer Bedeutung.

„Was cargo-partner von Mitbewerbern abhebt, ist die Managementstruktur. Mit der flachen Hierarchie und klaren Entscheidungsstruktur ist es vergleichsweise unkompliziert zu kommunizieren, um das Geschäftliche umzusetzen.“

Chris Nielen fasst die Kooperation zwischen cargo-partner und Cargolux zusammen.