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Das US-Militär gilt als Erfinder des ersten standardisierten Versandbehälters

Die CONEX-Box: direkter Vorfahre des Containers

Die CONEX-Box – kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs von der US-Army entwickelt – kann heutzutage als Vorläufer des aktuellen, gängigen Containers erachtet werden. Sie nahm viele Merkmale des Containers vorweg und bewies eindrucksvoll die Praktikabilität des Konzepts eines standardisierten Behälters. Besonders ihr Einsatz bei Transport und Lagerung von Vorräten und militärischen Gütern während des Korea- und des Vietnamkrieges nahm den späteren Siegeszug des Containers vorweg. Erfahren Sie mehr über diese Box, ihre unausgereiften Vorläufer und wie vielseitig sie umfunktioniert wurde.

Die Überlegungen zu standardisierten Transportbehältnissen gehen selbstverständlich bereits weiter zurück, als in das 20. Jahrhundert. Zuvor wurde die Fracht in Holzkisten, Paletten, Kisten, Fässern oder einfach in Laken verpackt. Diese Waren zu be- und entladen war arbeitsintensiv, teuer und langwierig.

Zahllose historische Vorläufer

Britische Händler verwendeten im 19. Jahrhundert in größerem Ausmaß erste, halbwegs standardisierte „Container“, die von Pferden und Zügen transportiert werden konnten. Es war quasi ein erster Versuch multimodal zu arbeiten, vor allem für Schüttgut wie Erze oder Steinkohle, aber auch für den Transport lebender Fische ins Landesinnere. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten in England und den USA mit den „Lift Vans“ stabile Holzkisten, die an den oberen Enden Metallösen hatten. Dadurch wurden sie per Kran einfacher verladbar, beispielsweise auf Pferdefuhrwerke. Doch einer weiteren Verbreitung stand anfangs die mangelnde Standardisierung im Weg. Als man sich in den 1920er Jahren auf ein Format einigte, wurden die Lift Vans zwar populärer, doch das abgerundete Dach und die dadurch mangelnde Stapelbarkeit hemmten ihren weiteren Erfolg.

Das Militär als Innovationstreiber

Der nächste Entwicklungsschritt kam, wie so oft, durch einen kriegerischen Konflikt. Ähnlich der Palette und dem Gabelstapler, setzte die endgültige Verfeinerung bestehender Ideen und die breitenwirksame Umsetzung des Konzepts während des Zweiten Weltkriegs ein.
Bereits zu Beginn des Kriegs begann die US-Armee mit Experimenten mit Containern, um Verpflegung und Munition schnell an die Front zu liefern und in den Häfen bei der Be- und Entladung Zeit zu gewinnen. Darüber hinaus wollte man bei den Lieferungen auch Diebstahl und Transportschäden vermeiden. Entwickelt wurden rechteckige Kisten mit einem stabilen Stahlrahmen, die sich beim Versand bewährten, aber vorerst noch nicht aufeinander gestapelt werden konnten. Im Gegenzug passten sie, wie gefordert, auf Zugwaggons, Tieflader und in Schiffsbäuche. Man optimierte laufend die Behälter, doch die Kampfhandlungen endeten noch bevor der erste robuste und stapelbare Container – der diesen Namen auch verdiente – entworfen wurde.

Boost durch Koreakrieg

1948 war es dann aber soweit. Das Transportkorps der US-Armee entwickelte den „Transporter“, einen starren Wellblechbehälter, der knapp über viertausend Kilogramm Ladung tragen konnte. Er war 2,59m lang, 1,91m breit und 2,08m hoch, mit Doppeltüren an einem Ende und Hubringen an den oberen vier Ecken. Die Army startete mit lediglich 67 Stück, doch schnell zeigte sich, dass sich der „Transporter“, vor allem gleich zu Beginn des Koreakrieges, als sehr nützlich erwiesen hatte. Aus diesem Grund wurde er Ende 1952 zum Containersystem „Container Express“ – CONEX – weiterentwickelt. Basierend auf seinem leicht abgewandelten Vorläufer, waren Größe und Kapazität des CONEX ungefähr gleich. Zudem wurde das System modular aufgebaut, sodass z.B. das Hinzufügen einer kleineren Einheit in halber Größe möglich war. Bis zu drei Behälter konnten übereinander gestapelt werden und dank ihrer Konstruktionsweise schützten sie ihren Inhalt bei jeder Witterung. Das Konzept bewährte sich im Militäreinsatz und zeitgleich arbeitete am anderen Ende der Welt der Erfinder des heute gängigen Standardcontainers, Malcolm McLean, an einer „zivilen Version“.

Vielseitig und praktisch: die CONEX-Box

Vielseitig und begehrt in Vietnam

Bis 1965 verfügte das US-Militär über rund 100.000 CONEX-Boxen, und bis 1967 wurden über 100.000 weitere beschafft. Der Grund dafür war die zunehmende Eskalation des Vietnamkrieges und der Bedarf, die amerikanischen GIs in Südostasien adäquat zu versorgen. Es war der endgültige Durchbruch und die weltweit erste interkontinentale Anwendung eines standardisierten, intermodalen Transportbehälters. Doch die Wiederverwendung im ursprünglich geplanten Sinne gelang während des Vietnamkrieges nur bedingt. Mehr als drei Viertel der CONEX-Boxen wurden nur einmal verschickt, weil sie vor Ort im Kampfgebiet verblieben. Denn ebenso nützlich wie der transportierte Inhalt erschienen den Soldaten die Behälter selbst. Sie wurden als dauerhafte Lagerungsmöglichkeiten verwendet, bildeten provisorische Unterkünfte in Außenposten oder fanden sogar als behelfsmäßige Verstärkung von Verteidigungsanlangen Verwendung.

„Abgelöst“, aber doch noch im Einsatz

Als der Umfang der US-Beteiligung an diesem Krieg weiter anstieg, wendeten sich die Streitkräfte an Malcolm McLean und sein Unternehmen „Sea-Land Services“, welches zu diesem Zeitpunkt mit seinem ISO-Container bereits für Furore sorgte. Auch diesmal galt es, die schnelle Versorgung des US-Militärs sicherzustellen, und der legendäre Transportunternehmer konnte die verlangten Leistungen ohne weiteres erbringen. Eine Legende besagt, dass die Entscheidungsträger endgültig überzeugt waren, als McLean die Verriegelung der Behälter anpries, um auf diese Weise die ausufernden Diebstähle durch Vietcong-Sympathisanten effektiv zu unterbinden. Malcolm McLeans Firma profitiert bei diesem Deal doppelt: Nach Versorgung der Truppen werden die leeren Container dazu verwendet, Handelswaren aus japanischen Häfen in die USA zurückzuschicken. Es war eine Win-Win-Situation und so soll der Deal zu seinen Hochzeiten für 40 % der Einnahmen von Sea-Land Services verantwortlich gewesen sein.

In weiterer Folge zeigt sich, dass die CONEX-Box im Fall der Fälle durch den viel größeren ISO-Container ergänzt wird, wenn schnell große Mengen an Versorgungsgütern transportiert werden müssen. Beispielsweise werden 1991, im Rahmen der „Operation Desert Storm“ im Nahen Osten, etwa 40.000 kommerzielle und militärische Container beider Art verschifft.

Trotz des mittlerweile reduzierten Umfangs ist die CONEX-Box weiterhin im Einsatz. Außerdem kam es mittlerweile auch zu Weiterentwicklungen, wie dem QUADCON, BICON oder TRICON. Der Begriff CONEX wird im US-Militär auch weiterhin häufig verwendet, z.B. um sich auf die uns heute vertrauten Versandbehälter nach ISO-Standard zu beziehen. Dass die „kleine Box“ weiterhin nicht zum alten Eisen gehört, zeigt, dass das Militär auch heute noch neue Verwendungsmöglichkeiten findet: Zuletzt gelang es der US Air Force, eine CONEX-Box in eine Unterdruck-Kapsel für den Transport von mit COVID-19 infizierten Patienten umzuwandeln. Sehr clever!