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Ausgelassenheit in allen Nuancen

Farbe bekennen – Ein Subkontinent feiert „Holi“

Der Ausnahmezustand kam nicht unerwartet. Immerhin wiederholt er sich Jahr für Jahr zum ersten Vollmond im indischen „Phalgun“-Monat. Dieses Jahr fiel es nach Gregorianischem Kalender auf den 25. März. Die Rede ist von Indiens Holi-Fest, dem wohl üppigsten, buntesten und ausgelassensten Festival des gesamten Kontinents.

Zwei Tage die Weltordnung außer Kraft gesetzt

Der Tradition nach erinnert das hinduistische Holi-Fest an den Sieg des Guten über das Böse, überliefert durch die Zerstörung einer Dämonin namens Holika mit Hilfe des hinduistischen Gottes der Bewahrung, Vishnu, der im übrigen die Dorfmädchen gerne mit Wasser und Farben betrunken machte.

Wenngleich es noch zahlreiche andere Mythen über die Entstehung dieses Festes gibt – eines ändert sich nie: Holi bedeutet seit Jahrhunderten absolute Ausgelassenheit, Grenzüberschreitung, das Außerkraftsetzen des rigiden Kastenwesens und damit der heiligen hinduistischen Weltordnung für zumindest zwei Tage im Jahr. Geschlecht, Alter und Stand spielen in diesem Zeitraum keine Rolle. Alle Inder sind eins. Alles ist erlaubt. Alles ist möglich.

Bei der größten Straßenparty der Welt feiern Menschen ausgelassen mit Tanz und Musik, reiben sich mit Gulal, dem berühmten bunten Farbpulver, ein und schütten zudem bunt gefärbtes Wasser eimerweise von ihren Balkonen oder in aufgeregte Menschenmengen.

Bunt und farbenprächtig mit einer dunklen Seite

Genauso bunt wie sich das indische Frühlingsfest zeigt, so zahlreich sind die Namen auf dem vielseitigen indischen Subkontinent dafür. Denn mit der im Westen benutzten Bezeichnung „Holi“ wird das Fest hauptsächlich in Nordindien und Nepal bezeichnet, in anderen Landesteilen ist es unter anderen Namen bekannt. Doch unabhängig vom Namen gilt es allerorts als der farbenprächtigste Höhepunkt des Jahres.

Was sich nach unglaublich viel Spaß anhört und wunderschöne Bilder erzeugt, zeigt seit einigen Jahren zunehmend aber auch seine unschönen Seiten. Farben, die nicht mehr wie früher aus rein natürlichen, zumeist pflanzlichen Bestandteilen bestehen, sondern synthetisch hergestellt werden, verursachen nicht unbedeutende Gesundheitsgefährdungen wie Hautreizungen und Asthmaanfälle. Im bunten Treiben geraten vor allem Frauen oftmals in Bedrängnis, was mittlerweile zu eindringlichen Sicherheitswarnungen oder – zweifelhaft genug - zu Ausgangssperren führt.

Zwischen Tradition und Moderne – auch beim Verkehr

Der nicht unproblematische Übergang von lang gelebten Traditionen mit der Realität des zweitbevölkerungsreichsten Staates der Welt ist in Indien häufig zu beobachten.

Eindrucksvolles Beispiel: Indiens Infrastruktur, die im Wesentlichen noch auf den Errungenschaften der Kolonialzeit beruht. Zwar hat sich in den letzten 20 Jahren vieles verbessert, der Nachholbedarf bleibt jedoch weiterhin groß. Bezeichnend dafür: Im internationalen Ranking der Infrastrukturqualität des World Economic Forums liegt der Subkontinent lediglich auf auf Rang 66.

Angesichts der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft Asiens, zunehmender Urbanisierung und einer erwarteten Bevölkerungszahl von unglaublichen 1,7 Mrd. Menschen im Jahr 2060 ist rasche Veränderung angesagt. Die indische Verwaltung hat diesen Bedarf realisiert und plant massive Infrastrukturinitiativen. Die Herausforderung erweist sich schlicht als gigantisch.

Gigantisches Land mit gigantischem Verkehrsnetz

Derzeit ist die Warenbeförderung über Schiene-, Straße-, Luft- oder Seeverkehr noch wenig effizient. Orte im Hinterland können nur schwerlich und mit hohen Kosten erreicht werden. Trotzdem verfügt Indien mit 5,4 Mio. km nach den USA über das zweitgrößte Straßennetz. Allerdings: Die meisten Straßen sind nicht asphaltiert, die Unfallzahlen extrem hoch. Auf der Agenda der Regierung stehen deshalb nicht nur neue Straßen, sondern auch mehr Verkehrsleitsysteme, Videoüberwachung sowie elektronische Mautsysteme.

Das staatliche Bahnunternehmen Indian Railways (IR) betreibt das weltweit viertgrößte Schienennetz mit circa 66.000 Kilometern Länge und wickelt den Großteil des nationalen Bahnverkehrs ab. Mit einem jährlichen Frachtaufkommen von über einer Milliarde Tonnen bewegt das Unternehmen täglich rund 7.000 Güterzüge, die jährlich über 1,4 Milliarden Tonnen Fracht befördern.

Doppelstöckige Containerzüge im Express-Modus

Eine Besonderheit im indischen Bahnverkehr sind die „Dedicated Freight Corridors“ (DFC), welche die bestehenden Strecken entlasten sollen. Seit Herbst 2018 sind die ersten Abschnitte des 1.504 km langen Westkorridors und des 1.856 km langen Ostkorridors dem Verkehr übergeben worden. Ersterer entlastet die Strecke Mumbai–Delhi und führt vom Jawaharlal Nehru Port nach Dadri, das 35 km westlich vom Stadtzentrum von Delhi im Bundesstaat Uttar Pradesh liegt. Der Ostkorridor führt von Ludhiana im nördlichen Teilstaat Punjab über Dadri nach Dankuni bei Kolkata. Beide Korridore wurden in Etappen eröffnet  waren 2020 vollständig fertiggestellt. Die Strecken sind selbstverständlich komplett elektrifiziert, ermöglichen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h und werden mit Doppelstock-Containerzügen befahren. Zusätzlich sollen entlang der Korridore neue Industrie- und Logistikzentren entstehen. Die ersten Erfolge des Konzepts stellen sich bereits ein und so verwundert es nicht, dass derzeit vier weitere Korridore in der Planungsphase sind, die das Land zusätzlich durchziehen werden.

Im Wasser und in der Luft

Die Binnenschifffahrt schöpft aufgrund der unzureichenden Infrastruktur ihre Potenziale im innerindischen Transport nicht aus - und das obwohl das Land beeindruckende 9.200 km schiffbarer Flusswege bereithält. Zwar sind die Wasserpegel und Fließgeschwindigkeiten aufgrund des Monsuns selten konstant und durchaus problematisch, doch auch hier setzt bereits ein Umdenken ein, um die Wasserkraft der großen Flüsse wie Ganges und Brahmaputra zu nutzen. Bereits letztes Jahr fand ein erster Containertransport statt und vielerorts werden die Hafenanlagen erneuert und modernisiert.

Dafür stoßen die Airports der großen Metropolen unübersehbar an ihre Grenzen. Dabei ist Indien ein Zukunftsmarkt in der Luftfahrtindustrie. Alleine das innerstaatliche Passagieraufkommen ist 2016 um 23% gestiegen - mit einer eindeutigen Tendenz nach oben und dem damit einhergehenden infrastrukturellen Bedarf.

Insgesamt sind Logistikkosten in Indien relativ hoch. Die Regierung investiert aus gutem Grund massiv in die Transportinfrastruktur und will die Dokumentenlastigkeit der Bürokratie abbauen, was in einem Land mit 21 Amtssprachen und 29 relativ unabhängigen Bundesstaaten kein einfaches Unterfangen ist. Wie dem auch sei – irgendwann muss man Farbe bekennen. Und das nicht nur beim Festival of Colours.

cargo-partner in Indien

Mit 13 Standorten in Indien decken wir alle wichtigen Luft- und Seefracht-Hubs ab und bieten ein komplettes Portfolio von Luft-, See-, Straßentransport- und Projektladungs-Lösungen an - voll integriert in unsere globalen IT-Systeme und unseren unternehmensweiten kontinuierlichen Verbesserungsprozess.

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