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Ein Gespräch mit Metod Podkrižnik, Vorstandsmitglied des Hafens Koper

„Unsere Vision lautet, der führende Hafen für Zentral- und Osteuropa zu werden“

Der Hafen Koper gilt als einer der wichtigsten Güterumschlagplätze in der CEE-Region. Wir haben Metod Podkrižnik, Vorstandsmitglied des Hafens, eingeladen, mit uns über Wachstum und Investitionspläne vor Ort zu sprechen. 

Interviewer: Europas führenden Häfen stehen infrastrukturelle Veränderungen bevor und umfangreiche Investitionen sind geplant. Ein Grund dafür sind die stetig wachsenden Schiffsgrößen – 2016 wurde beim Fassungsvermögen die 20.000 TEU-Marke überschritten – welche für die anlaufenden Häfen eine große Herausforderung darstellen: bauliche Anpassungen bei Terminals, Hafentiefe und Platz für die Lagerung der Container. Wie beurteilen Sie diese Entwicklungen und ist Koper für diese Änderungen vorbereitet?

Metod Podkrižnik: Koper ist für die Veränderungen bereits gerüstet. Wir können ohne weiteres Containerschiffe mit 20.000 TEUs aufnehmen und sind auch mit neuen Super-Post-Panamax STS-Kränen ausgestattet. Momentan haben die größten Schiffe, die unseren Hafen anfahren, eine Ladungskapazität von 14.000 TEUs. Um den gestiegenen Anforderungen seitens unserer Kunden zu entsprechen, beschleunigen wir unsere Investitionsvorhaben im infrastrukturellen Bereich. Besonderes Augenmerk setzen wir hierbei auf Projekte, die unsere Produktivität, die interne Hafenlogistik und die Verwaltung unserer Lagerflächen optimieren. Ebenfalls planen wir Verbesserungen im Bereich unserer IT, um die Prozessabläufe besser zu gestalten. Mit Hilfe dieser Projekte sind wir uns sicher, unsere Position als führender Containerterminal in der nördlichen Adria und einer der größten PKW-Terminals im Mittelmeer beibehalten zu können.

Mit einem Umschlag von 911.500 TEUs im Jahr 2017 gilt der Hafen Koper als Nummer eins an der Adria. Welche Ziele haben Sie dieses Jahr und welche Ziele haben Sie sich langfristig gesetzt? 

Dieses Jahr planen wir die 980.000 TEU-Marke zu erreichen. Wir planen ebenfalls den Start zur Erweiterung unserer Kaianlagen am Containerterminal, damit wir ab 2020 eine Kapazität von 1,3 Millionen TEUs bewältigen können. Langfristig lautet unsere Vision, der führende Hafen und Güterumschlagplatz für Zentral- und Osteuropa zu werden. Zu unseren strategischen Geschäftsfeldern zählen vor allem die Container- und Neuwagen-Logistik, wenngleich wir den Mehrzweckcharakter unseres Hafens beibehalten wollen.

Als Exportnation investiert China im Rahmen der „New Silk Road“ massiv in den Ausbau zahlreicher Transportachsen und Absatzmöglichkeiten. Neben dem Ausbau der transasiatischen Zugstrecken investiert China in Verkehrskorridore am Balkan und hat den Hafen von Piräus gekauft. Wie blickt der Hafen Koper dieser Herausforderung entgegen?

Reeder, oder genauer gesagt, alle Logistikplayer halten konstant nach Alternativen Ausschau. Wir erachten diese Bestrebungen auf langfristige Sicht natürlich als Herausforderung, daher auch unsere ambitionierten Ausbaupläne. Was uns zusätzlich optimistisch stimmt, ist das Engagement der slowenischen Regierung bei der Errichtung einer neuen Bahnlinie zwischen dem Hafen und dem angrenzenden Hinterland. Wir sind uns sicher, dass unsere chinesischen Partner, die Koper bisher als Einstiegspunkt zum europäischen Markt genutzt haben, auch in Zukunft unser Potential erkennen werden.

Ihr Hafen hat einen beträchtlichen Vorteil durch seine geographische Lage mit der unmittelbaren Nähe zur CEE-Region. Die erfreuliche Geschäftsentwicklung schlägt sich aber auch bei den Kapazitäten der Gleisverbindung von und zum Hafen nieder. Diese stoßen laufend an ihre Grenzen – wie ist der Status Quo bei den Ausbauplänen?

Als Hafenbetreiber erkennen wir selbstverständlich die Notwendigkeit angemessener Infrastruktur, um auch künftig Volumenszuwächse beim Güterumschlag zu verzeichnen. Besonders die Gleisanbindung ist von großer Bedeutung, wenn wir in Zukunft als zuverlässiger funktionierender Teil einer Transportroute gelten wollen. Die slowenische Regierung treibt deshalb den Bau der Koper-Divača-Bahnlinie an und wir hoffen, dass dieses Projekt schnellstmöglich realisiert werden kann. Das Gesetz zur Finanzierung ist bereits angenommen worden und demnächst beginnen die Vorarbeiten. In der Zwischenzeit arbeiten wir intensiv daran, die Kapazität der bestehenden Gleisverbindung zwischen Hafen und Hinterland weiter zu verbessern.

Manche Beobachter meinen, dass mit Donald Trumps protektionistischer Wirtschaftspolitik und dem anstehenden Brexit es unter Umständen zu einem Einbremsen der Globalisierungstendenzen kommen könnte. Sehen Sie Gefahr, dass diese Entwicklungen unserem Geschäftsfeld auf Dauer schaden werden?

Solche Entwicklungen könnten zu Änderungen auf den globalen Handelsrouten führen, die unseren Hafen selbstverständlich auch betreffen könnten. Generell ist das Geschäftsumfeld aufgrund des technologischen Fortschritts, veränderter Geschäftsmodelle, komplexer politischer Situationen sowie umwelttechnischer und sozialer Herausforderungen zunehmend unvorhersehbarer geworden. Was auch immer diese Herausforderungen bringen werden, es wird entscheidend sein, uns auf die Entwicklungen zeitgerecht vorzubereiten. Das Risiko unerwarteter Gefahren steht immer im Raum. Wir leben definitiv in einer Zeit voller rasanter Entwicklungen.  

„Wir sind uns sicher, dass unsere chinesischen Partner, die Koper bisher als Einstieg nach Europa genutzt haben, auch in Zukunft unser Potential erkennen.“

Über Chinas Ambitionen in Piräus und Bauprojekte am Balkan.

„Bis zu 60% der in Koper umgeschlagenen Güter werden per Zug transportiert, was definitiv über dem Wert vergleichbarer Häfen liegt.“

Der Bahntransport soll durch den Gleisausbau weiterhin steigen.

Die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht viele Verbesserungen und ungeahnte Chancen, selbstverständlich auch in der Welt der Häfen: Frachtkonsolidierung, Bearbeitungszeit, Containerverwaltung, etc. Welche Strategie verfolgt der Hafen Koper in diesem Bereich?

Wir arbeiten derzeit an einigen IT-Projekten, die sich im Umfang teils sehr unterscheiden. Alle Vorhaben zielen jedoch darauf ab, die Performance der Terminals, die Sicherheitsstandards, die Planungsagenden sowie das Kundenerlebnis zu verbessern. Eines unserer zuletzt abgeschlossenen Projekte ist ein neues Betriebssystem für unseren PKW-Terminal, welches modernen Entwicklungen bei der Verwaltung von Lieferketten Rechnung trägt: standardisierte Datenschnittstellen, besserer Überblick über die Geschäftstätigkeit sowie vereinfachte Kommunikation zwischen Dienstleister und Kunde. Ende des Jahres planen wir auch den Start unseres neuen Fahrzeugbuchungssystems, welches unsere internen Logistikabläufe straffen und Wartezeiten verringern wird. 
Ein weiterer Aspekt betrifft den sorgsamen Umgang mit der Umwelt. Die Maschinenanlagen und Gerätschaften, welche wir derzeit laufend anschaffen, wie zum Beispiel Kräne, Gabelstapler und Lastwagen, werden mit modernster Technologie ausgestattet sein. Diese „Gadgets“ sollen dabei helfen, die Emissionsbelastung zu senken, den Arbeitsalltag sicher zu gestalten oder auch die Lärmbelastung einzuschränken.

cargo-partner erachtet den Hafen Koper als einen der wichtigsten Hubs für seine Geschäftstätigkeit in der CEE-Region. Zusätzlich erweitert cargo-partner seine bisher existierenden Logistikkapazitäten mit dem derzeit in Bau befindlichen iLogistics Center am Flughafen Ljubljana – eine weitere Bestätigung für die Bedeutung des Landes für das weltweite Netzwerk des Unternehmens. cargo-partner ist hierbei aber nicht das einzige Unternehmen mit diesem Zugang. Wie erklären Sie sich, dass ein Land mit nur zwei Millionen Einwohnern inmitten von Europa solch eine bedeutende Rolle in der Transport- und Logistikbranche einnimmt?

Slowenien liegt an der Kreuzung wichtiger Handelsrouten, die gleichzeitig auch als Schlüsseltransportkorridore der EU gelten. Mit der beeindruckenden ökonomischen Entwicklung der Produktionswirtschaft in Zentraleuropa im Laufe der letzten Dekade musste natürlich auch die Transport- und Logistikbranche nachziehen. Viele dieser Industrien sind angewiesen auf entsprechendes Rohmaterial und Komponenten aus Übersee, um die Produktionsabläufe zu erhalten.
Der Hafen Koper hat sich auf diese Veränderungen eingestellt, unter anderem durch die zuvor erwähnten Investitionen in die Infrastruktur und den Ausbau effizienter Gleisverbindungen. Tatsächlich werden bis 60% der in Koper umgeschlagenen Güter per Zug transportiert, was definitiv über dem Durchschnitt vergleichbarer Häfen liegt.
Wir werden den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen, um uns einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Zu guter Letzt haben wir ein gutes Verhältnis zu unseren Kunden, welches auf Vertrauen und Flexibilität basiert. Heutzutage vertrauen zahlreiche bedeutende Logistik-Player und Weltkonzerne auf den Hafen von Koper und sehen ihn als wichtigen Teil ihrer Lieferketten. 

Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren kommenden Projekten.

Über cargo-partner in Slowenien

Seit den Anfängen des Unternehmens in Slowenien im Jahr 1996 betrachtet cargo-partner dieses Land als idealen Ausgangspunkt für Zentral- und Osteuropa. Der Hafen Koper selbst ist einer der wichtigsten Hubs für die Geschäftsaktivitäten des Logistikanbieters in der CEE-Region. Im Jahr 2017 hatte cargo-partner 93 Mitarbeiter an den Standorten Koper und Ljubljana und wird nach Fertigstellung seines neuen iLogistics Center nahe des Ljubljaner Flughafens insgesamt 120 Angestellte zählen. Der im August 2018 begonnene Lagerbau mit 25.000 m² Lagerfläche wird 2019 in Betrieb gehen.

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