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Ein Interview mit Martin Pansy, Gründer und CEO von Nuki

Ohne Schlüssel zum Erfolg

Nuki Home Solutions hat ein intelligentes System für Türschlösser entwickelt, das ohne Schlüssel auskommt: So werden Türen automatisch bei Annäherung, via Smartphone oder via Smartwatch geöffnet. Das Unternehmen wurde 2014 als Start-up in Graz gegründet und setzt seit Anfang 2016 für die Auslieferung seiner Produkte auf die Logistiklösungen von cargo-partner. Heute vertreibt Nuki seine Produkte weltweit und mit immer größerem Erfolg. Wir haben uns mit Martin Pansy, Gründer und CEO von Nuki, über die Herausforderungen des globalen Wachstums und die damit verbundenen logistischen Anforderungen unterhalten.

Nuki Home Solutions wurde 2014 als innovatives Startup in Graz gegründet. Wie kam es eigentlich zu der Idee eines Türschlosses, das ohne Schlüssel bedient werden kann?

Martin Pansy: Die Idee zu unserem Smart Lock ist aus einem wirklichen Alltagsproblem entstanden – der Schlüsselbund in der Hosentasche hat immer unsere Smartphone Displays zerkratzt – außerdem kennen wir wohl alle das Problem mit verlorenen oder vergessenen Schlüsseln. Zur gleichen Zeit wanderten immer mehr Services auf unsere Telefone – da war uns klar, dass hier eine bessere, innovativere und vor allem mobile Lösung hermusste.

Seit 2016 vertraut Nuki auf die Logistiklösungen von cargo-partner. Was waren anfangs die größten logistischen Herausforderungen, und wie haben sich die Anforderungen an den Logistikpartner im Laufe der Zeit gewandelt?

Zu Beginn hatten wir vor allem damit zu kämpfen, dass wir als junges Unternehmen wenig Vorwissen bzw. Erfahrung mit logistischen Abläufen hatten. Daher war für uns das initiale Aufsetzen von Prozessen von unseren Lieferanten in das zentrale Warenlager bei cargo-partner und für den Versand der Waren von dort an Kunden in mehr als 100 Länder eine große Herausforderung. Zusätzlich kam noch erschwerend hinzu, dass besonders am Beginn die Nachfrage nach unseren Produkten sehr volatil war und sich nach bestimmten Marketingaktionen gerichtet hat. Dadurch war ein hoher Bedarf an Kapazität zu Spitzenzeiten, gepaart mit einer wenig vorhersagbaren Auslastung, gegeben. Mit stark steigenden Verkaufszahlen verlagerten sich dann die Anforderungen mehr in Richtung Stabilität und Effizienz. Um dort sehr effizient zu arbeiten, haben wir unser ERP und unser Shop-System über Schnittstellen direkt an die Systeme von cargo-partner angebunden. Dies ist mittlerweile die einzige Möglichkeit, um eine zeitgerechte Bearbeitung aller Kundenaufträge zu gewährleisten.

Nuki arbeitet in seinen Zielmärkten eng mit lokalen Unternehmen zusammen, um die spezifischen Anforderungen zu verstehen. Wirken sich diese Unterschiede merklich auf die Produktanforderungen aus?

Türen und vor allem Türschlösser in Europa sind sehr vielfältig – so wie auch die Nutzer dahinter. Wir setzen uns intensiv mit den Anforderungen unserer Community auseinander und bieten Möglichkeiten, unser Produkt individuell an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. So kann über die Nuki App sehr viel selbst eingestellt und angepasst werden. Damit können wir sehr gut auf regional unterschiedliche Wünsche und Anforderungen reagieren. Auch im physischen Formfaktor haben wir unser Kernprodukt, das Nuki Smart Lock, an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Bei uns in Österreich ist zum Beispiel der Europrofilzylinder sehr gängig. In anderen Ländern wie der Schweiz und im Vereinigten Königreich überwiegen andere Zylindertypen. Da unser Smart Lock direkt an der Innenseite der Tür über dem bestehenden Schließzylinder installiert wird, ist es für die Montage notwendig, regional angepasste Montageplatten zu bieten. Die Nuki Bridge bringt das Smart Lock online und verbindet es mit dem Internet. Dazu wird sie in einer Steckdose in Smart-Lock-Nähe angesteckt. Auch hier sind Anpassungen an die lokalen Gegebenheiten notwendig.

Seit dem vergangenen Jahr kooperiert Nuki mit dem Wohnungsportal Airbnb. Durch nahtlose Integration der beiden Plattformen können Gastgeber ihren Gästen einen schlüssellosen Zugang per Code ermöglichen. Wie kam es zu dieser Kooperation und sind ähnliche Projekte, z.B. mit Hotels, geplant?

Vor allem im Bereich der Kurzzeit-Vermietung ist das Schlüsselmanagement und die Schlüsselübergabe eine große Herausforderung – sowohl für Gäste als auch für Gastgeber. Damit ist Nuki eine perfekte Lösung für die Kunden und User von Airbnb. Dank des digitalen und voll automatisierten Einladungsprozesses in Kombination mit dem Nuki Smart Lock kann die physische Schlüsselübergabe komplett entfallen. Wir sind bereits mit zahlreichen weiteren internationalen Playern in der Branche in aktiver Zusammenarbeit und sehen auch für die Zukunft noch enormes Potenzial in diesem Geschäftsfeld.

„Die Idee zu unserem Smart Lock ist aus einem wirklichen Alltagsproblem entstanden. Wir kennen wohl alle das Problem mit verlorenen oder vergessenen Schlüsseln. Zeitgleich wandern immer mehr Services auf unsere Telefone – da war uns klar, dass hier eine bessere, innovativere und vor allem mobile Lösung hermusste.“ 

Martin Pansy über die Beweggründe, welche zur Gründung des erfolgreichen Start-Ups geführt haben 

 

Auch mit dem irischen Unternehmen Allegion, das sich mit Sicherheitstechnik befasst, ist Nuki 2018 eine Kooperation eingegangen. Was sind die Hintergründe dieser Zusammenarbeit und was erhofft sich Nuki davon?

Allegion PLC ist einer der weltweit führenden Anbieter von Sicherheitslösungen im Zutrittsbereich. Mit international renommierten Marken wie Schlage, CISA und SimonsVoss und vollem Fokus auf das Thema Sicherheit rund um die Tür erwirtschaftete Allegion mit Zutrittslösungen für Haushalte, Unternehmen, Schulen und andere Institutionen weltweit zuletzt einen Jahresumsatz von über zwei Milliarden Euro. Für Nuki ist die Partnerschaft mit dem globalen Player ein weiterer Meilenstein in der rasanten Unternehmensentwicklung. Allegion ist der ideale Partner, der sowohl globale Marktstärke als auch wachsende Präsenz in Europa mitbringt. Das ist das ideale Umfeld, um unserer Vision des schlüssellosen und smarten Zutritts einen wesentlichen Schritt näher zu kommen.

In welchem Markt bzw. welchen Märkten wächst die Nachfrage nach Nukis Produkten derzeit besonders stark, und welche Märkte möchten Sie als nächstes erobern?

Wir gehören zu den sogenannten „born global“ Unternehmen und vom Start weg war für uns nicht nur Österreich der Zielmarkt. Derzeit sind wir fokussiert auf Europa und können besonders im DACH-Raum, BENELUX, Frankreich, UK, Spanien und Italien starkes Wachstum verzeichnen. Demnächst werden wir auch in Australien und Neuseeland starten und freuen uns, in Zukunft noch weitere Märkte mit unseren smarten Zutrittssystemen zu erobern.

Im Bereich "Smart Home" ist in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe neuer Innovationen entstanden. Das Nuki Smart Lock 2.0 ist mit gängigen Smart Home Systemen kompatibel und kann beispielsweise über Amazon Alexa, Google Home oder Apple Home Kit gesteuert werden. Könnten sie sich vorstellen, dass Nuki eines Tages über Türschlösser hinausgehen und andere Produkte ins Portfolio aufnehmen wird?

Smart Home ist einer der wesentlichen Trends 2019, der uns mit Sicherheit auch in Zukunft begleiten wird. Die Lösungen und Möglichkeiten werden vielfältiger – damit steigt oftmals auch die Komplexität für User. Für uns ist es enorm wichtig, eine offene und integrative Lösung zu bieten. Das zeigen wir auch mit den vielfältigen Integrationsmöglichkeiten in unterschiedliche Smart Home Systeme. Wir haben uns als Ziel gesetzt, bestehende Zutrittslösungen intelligenter zu machen und dadurch den physischen Schlüssel zu ersetzen. Mit Millionen von Türen allein in unseren Kernmärkten gibt es hier noch viel Potenzial für weiteres Wachstum.

Wir danken für das Interview!