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Rollen und fliegen im Warehouse

„That’s a Bingo!“

Vollautomatisierte Drohnen sind in Lagerlogistik und Warehousing bereits vermehrt im Einsatz. Europäische Verbraucher werden gegenüber Warenlieferungen mit Drohnen immer aufgeschlossener – News aus der nahen Zukunft der Logistik- und Transportbranche.

Klein, wendig, rund – die rollende Transportdrohne Bin:Go, entwickelt vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund, erinnert irgendwie – der Vergleich sei gestattet – an den frechen Droiden BB-8 aus Star Wars, der piepsend und pfeifend über Stock und Stein rollt. Ganz so mobil ist sie vermutlich noch nicht, aber schon nahe dran.


Fliegende Kugel mit Gleichgewichtssinn

Sie hat allerdings eine andere Herausforderung bereits im Griff: Drohnen in der Lagerlogistik haben in der Regel einen hohen Energiebedarf und müssen deshalb aus Sicherheitsgründen räumlich getrennt vom Menschen operieren. Die Transportdrohne Bin:Go ist jedoch deutlich energieeffizienter und sicherer als andere Lagerdrohnen. Durch umlaufende Streben ist es nämlich möglich, dass die Bin:Go Drohne mit Menschen im gleichen Raum zusammen arbeitet. Das Hightech-Device kann in erster Linie kleine, leichtgewichtige Güter wie etwa Proben oder Dokumente transportieren. Der Transportbehälter ist, dank kardanischer Aufhängung, stetig waagrecht ausgerichtet. Die vielfältig einsetzbare Drohne rollt primär flurgebunden, kann bei Bedarf aber auch im wahrsten Sinne des Wortes abheben.

Video von den ersten Bin:Go Trials

Und das funktioniert so: Nach Generierung eines Transportauftrages wird das zu befördernde Gut in den Innenraum der Bin:Go gelegt und die Zieldaten werden übergeben. Die Ball-Drohne rollt sodann voll autonom an ihr Ziel, wo das Gut wieder entnommen werden kann. Konkurrenztechnologien wie etwa Fördertechnik oder Rohrpost liegen klar im Nachteil, da Bin:Go beliebig an die Nachfrage angepasst werden kann und unwirtschaftliche Botengänge reduziert werden.

Derzeit befindet sich Bin:Go noch im Status Prototyp. Die Suche des Fraunhofer IML nach einem Industriepartner für die Weiterentwicklung läuft.
 

Zukunft der Branche liegt In- und Outdoor

Der Trend ist eindeutig: Drohnen für Logistik, aber auch Paketzustellung und Transport werden zukünftig häufiger zum Einsatz kommen. Mittlerweile können sich auch immer mehr Menschen vorstellen, dass eine vollautomatische Drohne bei ihnen auf der Türmatte landet und das eine oder andere Paket liefert. So würde sich etwa jeder zweite Medikamente und Einkäufe per Drohne nach Hause liefern lassen, dies ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Soll heißen: Europäische Verbraucher werden gegenüber Warenlieferungen mit Drohnen immer aufgeschlossener. Kleine, wendige Drohnen, die nicht im Stau feststecken und einen geringeren CO2-Ausstoß aufweisen, haben einen gewissen Reiz, speziell für leichte oder besonders eilige Lieferungen. 
 

USA und China sind Vorreiter

Der Einsatz von fliegenden Drohnen für die Zustellung von kleinen Lieferungen wird bereits seit längerem in den USA und China getestet. So hat Amazon in Las Vegas das vollautomatische und vollelektrische „Prime Air“ Fluggerät angekündigt, das testweise kleine Haushaltswaren wie Zahnpasta oder Rasierer ausliefern soll. Das vorgeführte Gerät kann 24 Kilometer weit fliegen und bis zu 2,3 Kilogramm innerhalb von 30 Minuten zustellen. In China gibt es den ersten automatisierten Drohnen-Lieferservice mit Hilfe einer Falcon-Drohne. Ziel ist es, in Guangzhou ein Netzwerk für innerstädtische Lufttransporte aufzubauen.

Trotz dieser handfesten Projekte befinden sich Forschung und Entwicklung noch am Beginn. Laut Fraunhofer-Institut wird erst in gut 10 Jahren der Massentransport durch Drohnen so richtig Realität sein. Wesentlich näher liegen da schon Anwendungen z.B. für Inventuren in der Logistikbranche oder in der Autoindustrie, in denen Drohnen zum Einsatz kommen, die Regale abfliegen, Standort- und Objektdaten scannen, verarbeiten und weitergeben. Intelligente unbemannte Flugobjekte eben. Es wird sich zeigen, was die Zukunft bereithält und in welchem Ausmaß Drohnen die Branche revolutionieren werden.

Ein Animationsvideo gibt einen Eindruck vom Bin:Go Konzept