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Ein Gespräch mit Zmago Skobir, Geschäftsführer von Fraport Slovenija

„...Slowenien ist ein Bindeglied zwischen Ost und West“

Der Flughafen Ljubljana ist für seine ideale Position zwischen Ost und West und die Nähe zum Hafen Koper bekannt. Wir haben den Geschäftsführer Zmago Skobir eingeladen, mit uns über die aktuellen Entwicklungen und Zukunftspläne, seinen direkten Konkurrenten sowie neue Möglichkeiten in der unmittelbaren Nachbarschaft zu sprechen.

"Wir haben sicherlich das Glück, an einem geostrategischen Punkt in Europa positioniert zu sein, wo die transeuropäischen Wege sich kreuzen. Slowenien ist ein Bindeglied zwischen Ost und West – nicht nur geographisch, sondern auch kulturell."

Zmago Skobir über die Vorteile Sloweniens für die Transportbranche

Interviewer: Als kleinerer Flughafen im Herzen Europas – welche Ziele und Visionen hat der Flughafen Ljubljana für die kommenden Jahre? Wie würden Sie die Bestrebungen des Flughafens im Bereich der Luftfracht charakterisieren und welches Potential sehen Sie für diesen Geschäftsbereich?

Zmago Skobir: Der Flughafen Ljubljana ist nicht der größte Mitbewerber in den umliegenden Regionen, aber wir sind stolz darauf, einer der effizientesten und flexibelsten Flughafenbetreiber zu sein. Als Hauptflughafen eines EU-Mitgliedsstaates sind wir verpflichtet, mit den größten Konkurrenten mitzuhalten, aber zu einem konkurrenzfähigen Budget. Daher möchten wir unsere umfassende Erfahrung und Kompetenz nutzen, um das größtmögliche und dabei kommerziell effiziente Flugnetzwerk zu bieten. Im Bereich der Luftfracht halten wir tatsächlich eine bessere Wettbewerbsposition und gehören zu den Marktführern in der Region. Im Passagiertransport werden Angebot und Nachfrage nicht primär von Flughäfen getrieben, aber in der Luftfracht haben wir bessere Karten. Unsere geographische Position ist gut, unsere Infrastruktur ist sogar noch besser und wächst stetig. Und, was am wichtigsten ist: Unsere Lösungen und die Vielseitigkeit unserer Services in der Luftfracht sind auf dem höchsten Niveau. All das, kombiniert mit dem Potential der noch verfügbaren Fläche, lässt uns der Zukunft der Luftfracht hoffnungsvoll entgegensehen. Große Express-Dienstleister wie FedEx/TNT, UPS oder DHL wachsen ebenso an unserem Flughafen und einige der ganz großen Logistikunternehmen siedeln sich auch hier an. Das konsolidiert unsere Position als wichtiger Luftfracht-Hub für die SEE-Region.

cargo-partner betrachtet Slowenien als einen der wichtigsten Hubs für seine Geschäfte in der CEE-Region. Zusätzlich vergrößert das Unternehmen im Herbst 2019 seine Lagerkapazitäten im neuen iLogistics Center am Flughafen Ljubljana und unterstreicht damit die Bedeutung des Landes für sein weltweites Netzwerk. Und cargo-partner ist nicht das einzige Unternehmen mit diesem Ansatz. Wie erklären Sie sich, dass dieses Land mit zwei Millionen Bewohnern im Herzen Europas so eine wichtige Rolle in Transport und Logistik spielt? 

Wir haben sicherlich das Glück, an einem geostrategischen Punkt in Europa positioniert zu sein, wo die transeuropäischen Wege sich kreuzen und die Randgebiete von Asien und Afrika schon am Horizont zu sehen sind. Slowenien ist ein Bindeglied zwischen Ost und West – nicht nur geographisch, sondern auch kulturell. Ein gutes Straßennetzwerk und die Nähe zum Hafen Koper stärken unsere Position, und das wachsende Schienennetzwerk wird dieses Potential noch weiter vergrößern. Darüber hinaus hat der Flughafen Ljubljana freie Flächen und einen investitionswürdigen Raumentwicklungsplan für das Wachstum des Logistik-Hubs.

Den Flughafen Ljubljana und cargo-partner verbindet eine enge und langjährige Partnerschaft. Wie sehen Sie die Kooperation zwischen den beiden Unternehmen – und wie unterscheidet sich die Arbeit mit einem mittelgroßen Logistikanbieter wie uns von der Arbeit mit den „Riesen“ der Branche?

cargo-partner und Fraport Slovenija blicken auf eine langjährige Geschäftsbeziehung zurück und haben immer gut zusammengearbeitet. Fraport Slovenija arbeitet intensiv daran, das höchstmögliche Servicelevel sicherzustellen, und passt sich flexibel an die Anforderungen aller Geschäftspartner an, egal ob groß oder klein. cargo-partner ist für uns ein sehr wertvoller Partner und wir freuen uns, dass diese erfolgreiche Kooperation auch im zweistellen Wachstum des vergangenen Jahres reflektiert wird. Wir sind sicher, dass das neue, moderne Logistik-Terminal von cargo-partner sowie die in der Entwicklung begriffene Infrastruktur des Flughafens viele inspirierende neue Möglichkeiten für die künftige Zusammenarbeit bringen werden.

Der Hafen Koper stellt seine Bedeutung als wichtiger Adria-Hub unter Beweis und baut mit mehreren geplanten infrastrukturellen Investitionen stetig seine Frachtvolumen aus. Profitieren Sie, als nahegelegener Flughafen, von den steigenden Volumen am Hafen Koper?

Die Entwicklung des Hafens in Koper und insbesondere die neue Logistik-Infrastruktur von cargo-partner am Flughafen werden in naher Zukunft zusätzliche Verkehrsströme in der Luftfracht generieren. Fraport Slovenija erwidert diese Investitionen mit steigenden Kapazitäten, um noch bessere Bedingungen für das wachsende Luftfrachtaufkommen am Flughafen Ljubljana zur Verfügung zu stellen.

Erste Eindrücke des iLogistics Centers in Slowenien

„cargo-partner ist für uns ein sehr wertvoller Partner und wir freuen uns, dass diese erfolgreiche Kooperation auch im zweistellen Wachstum des vergangenen Jahres reflektiert wird. Wir sind sicher, dass das neue, moderne Logistik-Terminal von cargo-partner sowie die in der Entwicklung begriffene Infrastruktur des Flughafens viele inspirierende neue Möglichkeiten für die künftige Zusammenarbeit bringen werden.“

Der Geschäftsführer von Fraport Slovenija bringt die Beziehung zwischen cargo-partner und dem Flughafen Ljubljana auf den Punkt

Im Bereich des Personentransports hat die Luftfahrtbranche in der vergangenen Dekade einen immensen Wandel durchgemacht: Flugstatus-Updates in Echtzeit, moderne Online-Buchungssysteme, Self-Check-in, hohe Transparenz für die Gäste und dann auch noch die fast vollständige Eliminierung von papierhaften Tickets und damit verbundener Vorgänge. Die Luftfrachtbranche wiederum gilt als „Digitalisierungsmuffel“, die hier ein wenig hinterher hinkt und teilweise weiterhin auf ausgedruckte Air Waybills setzt. Wie dringend sehen Sie hier den Druck zur Innovation?

Die Luftfrachtbranche braucht Innovation. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Die Luftfracht könnte von IT-Lösungen profitieren, die bereits jetzt erfolgreich im Personentransport umgesetzt werden. Da die technischen Plattformen ja schon existieren, denke ich, dass die Transformation schnell kommen wird – besonders, wenn sich einmal eine wettbewerbsfähige alternative Transportlösung oder ein starker Branchenplayer profiliert hat. Die Digitalisierung und die Nutzung von AI in der Luftfracht könnten einen immensen positiven Effekt auf Zeit, Größe der Anlagen, Tracking usw. haben.

Stichwort Trends und Herausforderung in der Luftfracht: Wo liegen diese heute und wo werden sie „morgen“ sein? Und um auch einen Blick auf „Übermorgen“ zu werfen – in welcher Position sehen Sie den Flughafen Ljubljana beispielsweise in 20 Jahren? Wie wird sich Ljubljana gegen die Mitbewerber Wien, Flughafen oder Zagreb positionieren?

Es liegen einige Herausforderungen vor uns: die Sättigung der Mega-Hubs, die Verteilung des Verkehrs auf regionale Flughäfen, die weitere Optimierung des „Single European Sky“, die Einführung eines einzigen Luftfrachtbriefs bzw. Tickets für alle Transportmodalitäten sowie die digital und durch AI unterstützte Zeit- und Kostenoptimierung der Logistikkette. Als größten Konkurrenten sehen wir Zagreb und unser mittelfristiges Ziel ist es, die Position als führender Frachtflughafen in der Region zu halten. Momentan sind wir dabei, zu evaluieren, wie die effizienteste Frachtinfrastruktur aussehen würde und welche Investitionen notwendig sind, um eine ansprechende und flexible mittelfristige Lösung anzubieten. 

China verstärkt im Moment seine Bemühungen in Bezug auf die „Neue Seidenstraße“: Die Ausdehnung der Schienenverbindung durch Zentralasien und Russland ist allein schon aufgrund ihrer Geschwindigkeit beeindruckend. Könnte der Bahntransport in manchen Bereichen zu einer Umverteilung der globalen Warenströme zwischen See- und Luftfracht führen?

In Gebieten mit einer guten Schieneninfrastruktur, wo der Transport per Zug eine gangbare Lösung im Hinblick auf Zeit und Kosten darstellt: Ja, definitiv.

Warentransport mit Drohnen ist heutzutage in aller Munde. Sehen Sie diese kleinen Cousins der Luftfrachtbranche als potentielles Transportmittel für die erste bzw. letzte Meile? Könnte es sogar sein, dass Flughäfen ganz hinfällig werden und auf die Rolle von „lokalen Drohnen-Hubs“ beschränkt werden?

Drohnen sind eine Technologie, die zweifelsohne den Lufttransport verändern wird. Manche Anwendungen dieser Technologie zeigen bereits großartige Ergebnisse. Nichtsdestotrotz muss die Technologie noch wachsen und reifen – sowohl auf technischer als auch auf regulatorischer Ebene. Momentan scheint es so, als ob Drohnen eine wichtige Ergänzung zu traditionellen Services sein könnten. Und was die Frage angeht, ob Flughäfen ganz hinfällig werden könnten – ich denke nicht, aber wir werden uns anpassen müssen, wie wir es schon oft getan haben.

Vielen Dank für das Interview!

Über cargo-partner in Slowenien

Seit den Anfängen des Unternehmens in Slowenien im Jahr 1996 betrachtet cargo-partner dieses Land als idealen Ausgangspunkt für Zentral- und Osteuropa. Der Hafen Koper selbst ist einer der wichtigsten Hubs für die Geschäftsaktivitäten des Logistikanbieters in der CEE-Region. Derzeit beschäftigt cargo-partner 103 Mitarbeiter an den Standorten Koper und Ljubljana und wird nach Fertigstellung seines neuen iLogistics Center nahe des Ljubljaner Flughafens insgesamt 120 Angestellte zählen. Der im August 2018 begonnene Lagerbau mit 25.000 m² Lagerfläche wird im Herbst 2019 in den operativen Betrieb gehen.

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